Beteiligte


Claude Arnal

geb. 26. Februar 1960 in Brest, Bretagne, verheiratet, Vater der Zwillinge Jeanne et Louis (6 Jahre) und Germain (ein Jahr). 
In der Bretagne geboren, spricht Claude Arnal aber kein Bretonisch. Während seiner Schulzeit wurde das Bretonische kaum an den Schulen unterrichtet – im Gegensatz zu heute. Er wuchs vaterlos in einer Mittelschichtsfamilie auf, und die Schule zählte nicht zu seinen Stärken. Schließlich macht er eine Feinmechaniker-Ausbildung. Dort entdeckt er die Kinoprojektionstechnik und stellt Malteserkreuze her… Von da an verbringt er viel Zeit im Vorführraum eines kleinen Kinos und schaut Filme. Nach einem Arbeitsplatz in der Uhrmacherindustrie von Besancon (die Stadt, in der viele Filme der Groupe Medvedkine gedreht wurden, von Chris Marker, Jean-Luc Godard, René Vautier …), kehrt er als Sozialarbeiter im Kulturbereich der Education Populaire („Bildung von unten“) in die Bretagne zurück. Er dreht Super8-Filme mit den Beteiligten. Parallel dazu betreibt er mit Freunden einen Kinoclub und zeigt 16mm-Filme der Ligue de l‘Enseignement und der militanten Filmszene. Er leitet verschiedene kulturelle Vereine und wird schließlich Verantwortlicher für Vermittlung und Kulturveranstaltungen im ersten Team der Cinémathèque de Bretagne. Während fast 15 Jahren bringt er eine beachtliche Anzahl militanter sowie Bretagne-bezogener Filme in Umlauf. Er organisiert – im Sinne der „Termaji“ Jean Epsteins – Projektionen auf Inseln, auf Schiffen: überall dort, wo es keine Kinosäle gibt. So spinnt er ein Netz des Sammelns von Amateurfilmen und baut Zuschauerschaften für ein anderes Kino auf. Eine besonders nahe Beziehung entwickelt sich zu den Filmen von René Vautier, die er angesichts der fehlenden kommerziellen Distribution vertreibt. Er sieht seine Vorstellungen als einen militanten Akt und provoziert die Diskussion mit den Anwesenden – wofür sich die Filme Vautiers besonders gut eignen. In manchen Jahren zeigte Arnal mehr als 120 mal Filme von René Vautier.
Heute sieht sich Claude Arnal gezwungen, wieder frei zu arbeiten, weil die Kinematheken die Mittel für die Education Populaire oder die Aufführung experimenteller/engagierter Arbeiten kürzen: Subversives macht Angst und ruft Selbstzensur hervor! Mit einigen Kolleg_innen hat er die Association des Cancres du Cinéma gegründet, die dem Versuch einer Normalisierung der Filmlandschaft der Bretagne eine lange Nase zeigt. Der Drehbuchautor Claude Arnal ist zur Sozialarbeit zurückgekehrt, um seine Familie unterhalten zu können. Die Filme René Vautiers waren ihm eine gute Schule – er bietet nun Menschen mit Behinderung an, selbst ihren Kampf für eine inklusive Gesellschaft zu filmen.

Claudia von Alemann

Köln/Berlin. Studium FU Berlin und Hochschule für Gestaltung Ulm. 1973 mit Helke Sander: „1. Internationales Frauen-Filmseminar“ Kino Arsenal, Westberlin. 1982 – 2006 Professorin für Film FH Dortmund. Dokumentarfilme u. a.: 1967 Exprmntl Knokke, 1968/69 Das ist nur der Anfang, 1970 Kathleen und Eldridge Cleaver in Algier, 1971 Frauen in Viet Nam, 1972 … es kommt drauf an, sie zu verändern, 1988 Lichte Nächte, 2000 War einst ein wilder Wassermann. Spielfilme u.a.: 1978/80 Die Reise nach Lyon, 1981 Das Frauenzimmer, 1982 Nebelland, 1987 Das nächste Jahrhundert wird uns gehören. C. v. A. arbeitet zur Zeit an einem Film über die Fotografin Abisag Tüllmann.

Noemi von Alemann

studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Anglistik in Berlin und Paris. Ihre Abschlussarbeit verfasste sie über Strategien der Wiederholung bei Jorge Luis Borges und Sherrie Levine. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Berlin. Kontakt: n_v_alemann@yahoo.de

Matei Bellu

kommt von der Architektur und übersetzt und schreibt zu Film und Kunst. Gerade arbeitet er zusammen mit Emilie Bujès an einem Buchprojekt, das sich mit dem Konzept des psychischen Traumas als kulturellem und gesellschaftlichem Paradigma beschäftigt.

Madeleine Bernstorff

Kulturproduzentin, Filmkuratorin, Lehrende, Berlin. Sie lernte René Vautier anlässlich von ‚Bordercrossers and Troublemakers’ (zur Geschichte des politischen (Kurz)-Films) 2008 bei den Kurzfilmtagen Oberhausen kennen. Vortrag zur Kopienlage von René Vautiers Filmen in hiesigen Archiven (Journées d’études René Vautier, Sorbonne 2009). Mitherausgeberin von: Trinh T. Minh-ha: Filme, Texte, Gespräche (1995) und Kabul/Teheran 1979 ff (2003). Filmreihen u.a. mit Marion von Osten: Familienbande (Projekt Migration, Köln 2005). Mit Brigitta Kuster: Kleine Pfade, verschränkte Geschichten, (In der Wüste der Moderne, HKW 2008). Mit Mariann Lewinsky: Frühe Interventionen: Suffragetten, Extremistinnen der Sichtbarkeit, Zeughauskino 2010.

Sebastian Bodirsky

geboren 1981 im Dreiländereck Baden-Elsaß-Basel, lebt als Videoarbeiter und Organisator in Berlin. Er verbrachte ein halbes Jahr in Belgrad; studierte Experimentalfilm an der UdK Berlin; versuchte mit der Dokumentarfilm-Initiative TOK, Filme in Betrieben zu zeigen; und organisierte einen jour fixe für politisches Filmemachen in Berlin. Webseite: http://sb.paqc.net

cinema copains

Minze Tummescheit wurde am 7. Oktober 1967 in Lima, Peru, geboren. Arne Hector wurde am 20. August 1970 in Eschwege geboren. Beide leben und arbeiten in Berlin als Filmemacher, Kameraleute und Cutter. 2000 gründeten Minze Tummescheit und Arne Hector die Produktionsfirma Cinéma copains. Nach Jarmark Europa (2004) und Vom real existierenden Sozialismus zur real existierenden Demokratie (Filmvortrag, 2006) ist in arbeit / w toku / en construction / lavori in corso das dritte Projekt von Cinéma copains. 2009 waren Minze Tummescheit und Arne Hector Gründungsmitglieder des kollektiven Filmlabors LaborBerlin. Webseite: http://www.cinemacopains.org

Helmut Dietrich

Soziologe, 1994 Mitbegründer der Forschungsstelle “Flucht und Migration” (FFM) in Berlin. FFM recherchiert zur Situation von Flüchtlingen und MigrantInnen an der Peripherie der EU sowie zur Abschottungs- und Lagerpolitik an den EU-Außengrenzen. Bezugspunkt für die FFM sind die Interessen und Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen und damit die kritische Auseinandersetzung mit staatlicher Migrations- und Flüchtlingspolitik. Dabei werden Gründe für Flucht und Migration grundsätzlich respektiert. Die Selbstorganisationen von Flüchtlingen und MigrantInnen werden unterstützt. FFM unterstützt außerdem als gemeinnütziger Verein Boats4People http://ffm-online.org/

Olivier Hadouchi

Paris (1972). Aufsätze in: CinémAction, Third Text, L’Ordinaire latino-américain, ‚Algériens en France, 1954-1962. La guerre, l’exil, la vie’ Hg. Benjamin Stora + Linda Amiri. Er kuratierte «Sparkles and Upheavals in Latin America» (Le BAL, Paris 2012),  «Towards Liberation’s Cinemas» (Bétonsalon, Paris 2012). Vorträge auf den Konferenzen «René Vautier, un cinéma de haute lutte» (Paris INHA – Paris 1 2009), «Solidarity and Internationalism in Cuban Cinéma (Universität Tours 2009), «PanAfrican Festival of Algiers – 1969» (Musée du Quai Branly, 2011), «Is Fanon finished» (American University, Paris 2012), «Architectures of Decolonization» (Laboratoires d’Aubervilliers, Konferenz und Ausstellung kuratiert von Marion v. Osten, 2012)

Brigitta Kuster

Künstlerin, Berlin, zur Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin im EU Forschungsprojekt Mig@net, Transnational Digital Networks, Migration and Gender (www.mignetproject.eu/). Jüngste Video-/Installationsarbeiten: À travers l’encoche d’un voyage dans la bibliothèque coloniale. Notes pittoresques (2009), Decolonization (2010), Rise for you will not perish (2012) mit der Gruppe artefakte//anti-humboldt. Sie kuratierte 2008 mit Madeleine Bernstorff die Filmreihe Kleine Pfade – Verschränkte Geschichten – mit mehreren Filmen von René Vautier – zu der Ausstellung In der Wüste der Moderne, (kuratiert von Tom Avermaete, Serhat Karakayali, Marion von Osten,) Haus der Kulturen der Welt.

Sarah Maldoror

geboren 1938 auf Guadeloupe, gründete 1956 in Paris die Compagnie d’art Dramatique Des Griots. Unterstützt vom kapverdischen Unabhängigkeitskämpfer Amilcar Cabral absolvierte sie den Kinokurs an der Lomonossov Universität in Moskau. Sie arbeitete in Algier zusammen mit dem Schauspieler Mohamed Zinet als Assistentin für den Film Die Schlacht um Algier (Gillo Pontecorvo, 1966). Ihr preisgekrönter Debutfilm Monangambée verband sie mit der entstehenden Bewegung für ein Drittes Kino. Ihr Spielfilm Sambizanga über die Rolle der Frauen in der (angolanischen) Befreiungsbewegung entstand 1972 im Kongo. Sie drehte mehrere Filme  über Aimé Césaire. „Afrikanische Frauen sollten überall sein. In den Bildern, hinter der Kamera, im Schneideraum und in jeder Phase des Filmemachens…“

Marion von Osten

Künstlerin, Autorin, Ausstellungsmacherin, Berlin. Ausstellungen und Forschungsprojekte u.a. “Action! painting / publishing” Paris 2012, “In der Wüste der Moderne. Koloniale Planung und danach” Berlin /Casablanca 2008-2009, Projekt Migration, Köln-Frankfurt-Zürich 2003-2006. Publikationen u.a.: “Colonial Modern. Aesthetics of the Past. Rebellions for the Future (mit Tom Avermaete & Serhat Karakayali), 2010; Das Erziehungsbild. Zur visuellen Kultur des Pädagogischen (mit Tom Holert), 2010; Projekt Migration, (mit DoMiD e.V., TRANSIT MI- GRATION, Kölnischer Kunst- verein), 2005; Norm der Abweichung, T:G 04, 2003; MoneyNations, (mit Peter Spillmann), 2003; Das Phantom sucht seinen Mörder. Zur Kulturalisierung der Ökonomie. (mit Justin Hoffmann), 1999.

Elsa de Seynes

hat Geschichte in Paris und Fotografie in London studiert. Zuletzt koordinierte und produzierte sie die Ausstellungen und begleitenden Filmprogramme “A Blind Spot”, “In der Wüste der Moderne” und “Kleine Pfade – Verschränkte Geschichten” am Haus der Kulturen der Welt, sowie experimentelle Filme (darunter “A Low Life Mythology” von Lior Shamriz, “Sandburg” von Yves Lechermeier). Darüber hinaus ist sie Teil der Gruppe Artefakte//anti-humboldt, die kritisch über Postkolonialität und Museen arbeitet.

Michel Le Thomas

arbeitete nach seinem Studium der Literatur zunächst als Französischlehrer, bevor er ein Studium der “Sozialanthropologie und Film” absolvierte. 
Sein Treffen mit René Vautier bedeutet einen Wendepunkt in seinem Leben. Ihre geistige Verwandtschaft beruht auf dem selben Engagement und auf der festen Überzeugung, dass die Kunst dem Ausdruck der einfachen Leute dienen soll. Le Thomas’ Dokumentarfilme beschäftigen sich mit dem Alltag der Menschen, den Arbeitsverhältnissen und dem Sozialabbau sowie den Konsequenzen des Schuldenkomplexes in der Dritten Welt. Viele seiner Filme stehen auf seiner Webseite www.lesfilmsdelan2.org online.

Fabian Tietke

geb. 1981, kuratiert gemeinsam mit der Gruppe ‚The Canine Condition’ Filmreihen, zuletzt Spuren eines Dritten Kinos; bis Sommer 2012 Mitarbeiter des Zeughauskinos in Berlin; Mitglied von CineGraph Babelsberg. Sein filmhistorisches Interesse gilt Film und sozialen Bewegungen, sowie der italienischen und nordafrikanischen Filmgeschichte. Derzeit im Erscheinen: Spuren eines Dritten Kinos. Zu Ästhetik, Politik und Ökonomie des World Cinema (herausgegeben gemeinsam mit Lukas Foerster, Nikolaus Perneczky und Cecilia Valenti), Bielefeld: Transcript 2013.

 

Unser herzlicher Dank gilt allen, die zu diesem Projekt beigetragen haben:

Moira Vautier, Montreuil
Soazig Chappedelaine, Cancale
Jörg Frieß, Zeughauskino/DHM, Berlin
Patrick Thülig, Zeughauskino/DHM, Berlin
Cathrin Schupke, Zeughauskino/DHM, Berlin
Dieter Pelikan, Zeughauskino/DHM, Berlin
Kathrin Abromeit, Zeughauskino/DHM, Berlin
Claude Arnal, Brest
Abdenour Zaza, Blida
Cécile Decugis, Paris
Lyès Semiane, Cinémathèque algérienne, Algier
Mohamed N’amar, Cinémathèque algérienne, Algier
Monsieur Suleiman, Projektionist in der Cinémathèque algérienne, Algier
Tariq Mettai und sein Team, ENTV, Algier
Boudjemaâ Karèche, Algier
Nicole Brenez, Paris
Annouchka de Andrade
Maya Schweizer, Berlin
Andreas Zürn, Goethe-Institut Algier
Elke aus dem Moore, IFA Stuttgart
Nina Hülsmeier, IFA Stuttgart
Antoinette Rodeau, Cinémathèque de Bretagne, Brest
Gilbert le Traon, Cinémathèque de Bretagne, Brest
Boris Schafgans, Berlin
Oriane Brun-Moschetti und Leila Morouche, Paris
Yasmina Dekkar, London/Berlin
Sophie Goltz, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
Heinz Emigholz, Berlin
Kenza Mehadji, Algier
Janine Jembere, Berlin
Regina Sarreiter, Zentrum Moderner Orient, Berlin
Roman L. Schmidt, New York
Lior Shamriz, Berlin
Ralph Eue, Berlin
Mustapha Bouzid, Botschaft von Algerien
Ahmed Mahdi, Berlin
Chus López Vidal
Ghada El-Sherbiny, Goethe-Institut Kairo
Ayman Hussein, Kairo
Marcel Schwierin, Berlin
Catherine Estrade, Berlin
Birgit Kohler, Arsenal Institut für Film und Videokunst
Marian Stefanowski, Arsenal Institut für Film und Videokunst
Tanja Horstmann, Arsenal Institut für Film und Videokunst
Markus Ruff, Arsenal Institut für Film und Videokunst
Dagmar Bingel, PROGRESS Film-Verleih Berlin
Maya Buchholz und Jutta Albert, Bundesarchiv/ Filmarchiv Berlin
Bin Chuen Choi, Berlin
Mariann Lewinsky-Sträuli, Zürich
Barbara Wurm, Berlin
Grit Lemke, Leipzig
Julia Zutavern, Zürich
Mahmoud Jemni, Tunis
Nadira Ardjoun, Clermont-Ferrand
Erika Fehse, Köln
Sabine Söhner, Defa-Stiftung Berlin
Wolfgang Meyer, Hauptstadtkulturfonds Berlin
Siegfried Langbehn, Hauptstadtkulturfonds Berlin
Karin Hofmann, Senatsverwaltung Berlin
Cornelia Klauss, Berlin
Sara Lehn, Berlin
Helga Fanderl, Paris
Francesca Bozano, Cinémathèque de Toulouse
Guillemette Laucoin, Cinémathèque de Toulouse
Yuna Le Masson Popov
Catie Aubry Le Masson

Comments are closed.